Patanjalis Yoga Sutra

Das Yogasutra (Sanskrit: योगसूत्र yogasūtra n. „Yogaleitfaden“) ist ein zentraler Ursprungstext des Yoga. Es wurde von Patañjali verfasst. Yoga ist eine der sechs indischen orthodoxen Philosophien (Shaddarshana).

Wörtlich übersetzt bedeutet Sutra „Faden“. Das Yogasutra ist also gewissermaßen ein Leitfaden für Yoga, der anders als die Bhagavadgita keine Rahmenhandlung besitzt und auch nicht gesungen wurde.

Das Yogasutra besteht aus 195 Sanskrit-Versen in vier Kapiteln, in denen in hochkonzentrierter Form die Essenz des Yogaweges gebündelt ist. Es ist eine der ältesten Überlieferungen der Yogatradition.

Die Verse sind sehr knapp gehalten, so dass für die Interpretation ein großer Spielraum entsteht, was in den vielen Kommentaren und Übersetzungen deutlich zum Ausdruck kommt. Der Autor fasst im Yogasutra das Wissen des Raja Yoga zusammen, wobei er sich eng an das System vom Sankhya anlehnt, aber auch Gedankengut aus verschiedenen Traditionen übernimmt. Patañjali gilt daher nicht als Begründer des Yoga, sehr wohl aber als erster, der den Yoga in einem Text als ganzes systematisch zusammengefasst hat. Die acht Glieder des Yoga

Im Yogasutra wird Yoga als achtgliedriger Weg dargestellt, weswegen diese Form auch Ashtanga Yoga „achtgliedriger Yoga“ (aṣta" „acht“; aṅga „Glied“) genannt wird. Die acht Glieder sind:

  • Yama (Moral, Ethik): Ahimsa „Gewaltlosigkeit“; Satya „Wahrhaftigkeit“; Asteya „Nicht-Stehlen“; Brahmacarya „Keuschheit“; Aparigraha „Nicht-Ergreifen“ (Zügelung der Begierde).
  • Niyama (Selbstdisziplin): Sauca „Reinheit“; Santosha „Zufriedenheit“; Tapas „Hitze, Anstrengung, Disziplin“; Svadhyaya„Selbststudium“ (Selbsterforschung, Studium der Schriften); Ishvarapranidhana „Hingabe an den Herrn“.
  • Asana (Yogastellungen, körperliche Disziplin)
  • Pranayama (Kontrolle des Atems)
  • Pratyahara (Rückziehen und Beherrschung der Sinne)
  • Dharana (Konzentration)
  • Dhyana (Meditation)
  • Samadhi (Versenkung, All-Einheit, Verwirklichung des höheren Selbst)
Alle acht Glieder des Yoga bilden eine Einheit. Manchmal werden sie als Stufen einer Entwicklung interpretiert, eigentlich beziehen sie sich jedoch auf verschiedene Aspekte des spirituellen Disziplin, so dass sie nicht nacheinander zu praktizieren sind, sondern vielmehr einen ganzheitlichen Übungsweg darstellen, bei dem die verschiedenen Disziplinen zusammen wirksam werden. Als letztendliches Ziel des Yogaweges wird Samadhi genannt, die völlige Ruhe des Geistes.
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