Shiva Nataraja - Der kosmische Tanz (Tandava)

Nataraja (Sanskrit: नटराज Naṭarāja „König des Tanzes“) wörtl.: "König (Rajan) der Tänzer (Nata)"; der tanzende Shiva. Nata heißt Tanz, Nata heißt auch Schauspiel. Diese Welt ist ein kosmischer Tanz, ein Kosmisches Schauspiel.

Nataraja ist eine Erscheinungsform des Hindu-Gottes Shiva. In seiner Form als Nataraja führt Shiva einen kosmischen Tanz (tandava) auf, welcher den Prozess von Schöpfung, Zerstörung und Wiedererschaffung des Universums symbolisiert. Die Figur des Nataraja ist vor allem durch zahlreiche südindische Bronzebildwerke aus der Zeit um das Jahr 1000 bekannt geworden und gehört heute im Westen zu den bekanntesten Symbolen des Hinduismus.


Nataraja Will man komplexe Ideen aus einer anderen Kultur verstehen lernen, bietet sich die Kunst als exzellentes Hilfsmittel dazu an. In der Zeit der Chola Dynastie (880-1279) wurde durch einen Künstler im südlichen Indien eine Statue aus Bronze geschaffen, welche den Gott Shiva in tanzender Stellung zeigt, eines der bedeutensten Kunstwerke Asiens. In seinem Aspekt als Herr des Tanzes wird Lord Shiva als Shri Nataraja bezeichnet. Die Statue stellt eine optische Zusammenfassung von verschiedenen der wichtigsten Ideen indischer Tradition dar.

In der hinduistischen Welt wird das höchste göttliche Prinzip als Brahman bezeichnet. Brahman ist das ewige, unvergängliche Absolute. Da Brahman ein Zustand reiner Transzendenz ist, kann es vom Denken nicht erfasst werden. Alles was es im Universum gibt ist Brahman – und gleichzeitig auch alles was es nicht gibt. Es besitzt keine Charaktermerkmale und kann mit Worten nicht erklärt werden. Brahman, das Eine ohne ein Zweites, ohne Form und doch nicht formlos, ist schwierig zu verstehen. In den Upanischaden weist der Ausspruch ‚neti-neti’ darauf hin, dass alle Erscheinungen des Universums bloße Überdeckungen Brahmans sind. Damit meint man, dass allem, dem ein Name oder eine Bezeichnung gegeben werden kann, nicht Brahman sein kann. Brahman ist ‚nicht dies, nicht das’ (neti-neti). Darstellungen des Göttlichen sind wie Wegweiser. Sie weisen dem Frommen den Weg zum Mysterium des Brahman; aber sie sind nicht Brahman.

Du und ich sind genauso Teil des Brahman. In unserem täglichen Leben ist es uns normalerweise jedoch nicht bewusst, dass wir alle und darüber hinaus die gesamte Welt in der wir leben letztlich Brahman sind. Immer wieder spielen wir bestimmte Rollen, bis wir uns schließlich eines Tages danach sehnen unsere wahre Natur, das Selbst – die Einheit mit dem Brahman - zu erkennen und das, was wir fälschlich für unser Ich gehalten haben, loszulassen. Diese Erkenntnis der Einheit mit dem Brahman ist das höchste Ziel der Hindus und wird von diesen Moksha genannt. Shri Shiva in der Form als Nataraja, verkörpert dieses höchste Ziel.


Ikonographie

Wenden wir uns nun Shri Nataraja zu und versuchen wir, verschiedene Aspekte dieser berühmten Darstellung zu verstehen.:


Als Nataraja erscheint Shiva in anthropomorpher Gestalt als vierarmiger Tänzer inmitten eines Flammenkreises, der sowohl die sich ausbreitende Energie des Gottes als auch den Rand des Universums symbolisiert. Die sich durch die Drehungen beim Tanz seitlich ausbreitenden Haarflechten bilden eine Art Aura um das Haupt Shivas. Das linke Bein des Gottes ist in einer Tanzfigur erhoben; mit seinem rechten tritt er auf den am Boden liegenden Zwergdämon Apasmara, die Verkörperung von Ignoranz und Dummheit. In seiner rechten oberen Hand hält Nataraja die Sanduhrtrommel der wandernden Asketen (damaru); mit seiner unteren rechten Hand zeigt er die Geste des Schutzes (abhayamudra). Aus der linken geöffneten Handfläche lodert eine Flamme, die andere linke Hand bildet eine Parallelfigur zu seinem linken Bein.


Shri Shiva wird durch dieses Kunstwerk als König des Tanzes und Herr der Weltbühne darstellt. Der Tanz ist Symbol eines dynamischen Universums, Symbol der Bewegung. Er hat in der indischen Kultur eine wichtige Bedeutung inne und stellt als kosmischer Tanz des Lebens das Wechselspiel zwischen Entstehung, Erhaltung, Zerstörung, Verkörperung und Befreiung dar.


Als Nataraja erscheint Shiva in anthropomorpher Gestalt als vierarmiger Tänzer inmitten eines Flammenkreises, der sowohl die sich ausbreitende Energie des Gottes als auch den Rand des Universums symbolisiert. Die sich durch die Drehungen beim Tanz seitlich ausbreitenden Haarflechten bilden eine Art Aura um das Haupt Shivas. Das linke Bein des Gottes ist in einer Tanzfigur erhoben; mit seinem rechten tritt er auf den am Boden liegenden Zwergdämon Apasmara, die Verkörperung von Ignoranz und Dummheit. In seiner rechten oberen Hand hält Nataraja die Sanduhrtrommel der wandernden Asketen (damaru); mit seiner unteren rechten Hand zeigt er die Geste des Schutzes (abhayamudra). Aus der linken geöffneten Handfläche lodert eine Flamme, die andere linke Hand bildet eine Parallelfigur zu seinem linken Bein.

  1. Flammenkreises

    Shri Shiva tanzt inmitten eines Flammenkreises, durch welchen Samsara, der endlose Kreislauf von Leben, Tod und Wiedergeburt dargestellt wird. Das Leben entsteht infolge von Hitze (Leidenschaft) und endet im Feuer der Zerstörung, um immer wieder aufs Neue zu entstehen.
    Der Flammenkreis symbolisiert zudem die sich ausbreitende Energie des Gottes, sowie den Rand des Universums.


  2. Shivas Tanz

    Tāṇḍava (Sanskrit ताण्डव) oder Tāṇḍava nṛtya (ताण्डव नृत्य) ist ein Tanz, der vom Hindu-Gott Shiva ausgeführt wird. Der Hindu-Mythologie zufolge ist Shivas tandava ein wilder Tanz, und dieser Tanz ist die Quelle des Zyklus aus Schöpfung, Erhaltung und Auflösung.

    Der Tanz ist eine bildliche Allegorie der fünf prinzipiellen Manifestationen der ewigen Energie: [Quelle: Ananda Coomaraswamy, www.mahashivratri.org]
    • Shrishti - Schöpfung, Evolution
    • Sthiti - Erhaltung, Unterstützung
    • Samhara - Zerstörung, Evolution
    • Tirobhava - Illusion
    • Anugraha - Lösung, Emanzipation, Anmut


    Auf diese Weise symbolisiert tandava die kosmischen Zyklen von Schöpfung und Zerstörung wie auch den täglichen Rhythmus von Geburt und Tod.



  3. Shivas doppelseitige Trommel (Damaru)

    In einer Hand hält Shri Shiva die doppelseitige Trommel. Sie ist ein Symbol für die Schöpfung, pulsiert im Rhythmus des Universums und begleitet den Tanz Shri Shivas als Musik. Der Klang der Trommel repräsentiert darüber hinaus den Ton als erstes Element des sich entfaltenden Universums. Der Ton ist das Fahrzeug für die Sprache und Transportmittel für die Offenbarung der Wahrheit. Durch die Sanduhrform dieses Musikinstrumentes wird das weibliche und männliche Element in der Schöpfung angedeutet. Man stelle sich zwei Dreiecke vor, welche einander durchdringen, um gemeinsam ein Sechseck zu formen.

    Damaru:
    Shiva hält seine Sanduhr-Trommel (damaru) in einer seiner beiden rechten Hände - oben. Das Rasseln des Damaru hat eine spezielle Bedeutung: Es symbolisierrt den Klang eines gerade entstehenden Universums. Außerdem soll auch die heilige Sprache der Inder: das Sanskrit, aus den Trommelschlägen der Damaru des Shiva entstanden sein.

    Damaru (sanskrit: डमरु, ḍamaru; auch damru) ist eine alte Handtrommel oder Rasseltrommel aus Indien und Tibet und ein Attribut mehrerer Gottheiten, das nach der Form zu den Sanduhrtrommeln gehört.
    Das Rasseln des damaru steht für den Klang des Universums unmittelbar nach seiner Entstehung. Einer Legende zufolge entstand die Sprache Sanskrit aus Shivas Trommelschlägen.



  4. Shivas Geste (Mudra)

    Die Geste (Mudra) der rechten unteren Hand bedeutet „Fürchte dich nicht!“ Das Mudra der linken unteren Hand bedeutet „es gibt einen Ausweg!“ und verspricht Erlösung oder Befreiung aus der Welt der Formen und Wiedergeburten.



  5. Shivas Füße

    Sieht man sich die Füße Natarajas an, stellt man fest, dass sie sich auf unterschiedlichem Niveau befinden. Der hochgehobene linke Fuß symbolisiert den überbewussten Zustand und führt den Betrachter von der Welt der Formen in die formlose Realität der spirituellen Befreiung. Er verspricht Moksha-Nirvana (Befreiung durch das Aufgehen des individuellen, vergänglichen Ich’s in Brahman). Der rechte Fuß befindet sich am Boden und zerquetscht einen Dämonen, welcher die Nicht-Erkenntnis in Beziehung auf die spirituelle Befreiung darstellt. Diese Ignoranz ist es, welche durch Shri Nataraja überwunden wird.

    Der rechte Fuß von Shiva steht auf dem Zwergdämonen Apasmara. Apasmara heißt so viel wie Unwissenheit, Verblendung, Ignoranz - und auch: Epelepsi.
    Apasmara (Sanskrit, m., अपस्मार, apasmāra, "Unwissenheit", geistige Verblendung, urspr.: "Epilepsie") ist in der indischen Mythologie ein zwergenhafter Dämon (asura).

    Apasmara ist es, der den Menschen aus der eigenen Balance bringt.
    Die Menschen, so wird erzählt, baten Ihren Gott Shiva um Hilfe gegen Apasmara.
    Shiva kam und tötete den Dämonen - indem er mit seinem linken Fuß auf dem Körper von Apasmara tanzte, bis er en Dämon ganz zerstört hatte.

    Dabei vernichtet er den Apasmara, Personifizierung von Verblendung, geistiger Trägheit und allem Übel.



  6. Shivas linke Hand

    In der oberen linken Hand hält Shri Shiva das Element Feuer, durch welches die Zerstörung symbolisiert wird. Nur durch die Zerstörung wird der immer währende Neubeginn ermöglicht. Außerdem wird durch das Feuer alle Unreinheit der Seele beseitigt. Die Stellung der beiden oberen Arme deutet weiters auf das Gleichgewicht zwischen Schöpfung und Zerstörung hin.

    In der oberen seiner beiden linken Hände hält Gott Shiva das Pralayagni - das Feuer der Zerstörung. Es steht für den Untergang des Universums.
    Was soll das heißen? Untergang?
    Ja, Untergang - das ganzen Universums.
    Doch "Untergang" ist für die Inder keineswegs etwas Negatives, im Gegenteil. Das Universum ist nichts als Illusion. In ihm zu leben bedeutet: Unwissenheit.
    Die Zerstörung dieser Illusion ist also willkommen und bedeutet Reinigung und Regeneration.


  7. Shivas rechte Hand

    Die untere rechte Hand befindet sich in der Stellung des "Abhaya-Mudra". Im Bild sehen Sie sehr gut, dass man die beiden unteren Arme auch als die vorderen bezeichnen könnte. Abhaya heißt soviel wie Mut oder auch Furchtlosigkeit. Dieses Mudra verleiht Schutz und Frieden, indem es Angst und Furcht auflöst. "Fürchtet euch nicht." Nicht abwegig angesichts von Shiva Nataraja. Das Mudra wird immer mit der rechten Hand gebildet - so auch hier von Shiva. Der Arm wird dabei genau auf Schulterhöhe angehoben. Die Finger der Hand sind geschlossen, die Handfläche selbst ist nach vorn (Furcht abwendend) gedreht. Das Abhaya Mudra soll auch bewirken, dass sich quälende Eifersucht transformieren kann. Die linke vordere Hand weist auf den linken, erhobenen, Fuß. Der linke Fuß ist zum Tanz erhoben, die Hüfte leicht gedreht.

    ...seine in Elefantengeste vorgestreckte Hand symbolisiert seine Stärke und sein erhobener Fuß bedeutet Befreiung.

    Abhayamudra
    Im ursprünglich buddhistischen Kontext ist Abhayamudra (devanagari: अभयमुद्रा) die Geste der Zuversicht und Sicherheit – eine Handhaltung, welche Furcht abwehrt und dem Anbetenden göttlichen Schutz und Glückseligkeit zuteilwerden lässt.

    In dieser Pose wird die rechte Hand mit nach vorne zeigender Handfläche aufrecht gehalten während die linke bei stehenden Darstellungen herabhängt oder bei sitzenden Figuren mit der Handfläche nach oben im Schoß ruht. Es ist die früheste Form der verschiedenen buddhistischen Mudras.



  8. Shivas Haar entspringt der Fluss Ganges

    Aus Shivas Haar entspringt der Fluss Ganges. Das bedeutet, dass Shri Shiva die Natur der linken Seite, den Tamo Guna kontrolliert. Die Göttin Ganga zog sich eines Tages in die Berge des Himalaya zurück. Das Wasser versiegte und die Erde in den Ebenen vertrocknete. Erst infolge hingebungsvoller Bußübungen eines Weisen, erhörte Ganga die Gebete der Menschen und kam schließlich auf die ausgetrocknete Erde zurück. Shri Shiva befürchtete aber, dass die Kraft des Stromes alles Leben in den Ebenen auslöschen werde und erlaubte dem Fluss von den Bergen des Himalayas durch sein Haar zu fließen, wodurch dieser seine Wildheit verlor und sanft durch die Ebenen des Gangestales strömte.

    Aus seinen Haaren fließt der „Ganges“ (Ganga). (Die Göttin Ganga sprang vom Himmel und wurde dabei vom Gott Shiva in seinem filzigen, langen Haar aufgefangen, um die Erde nicht zu überfluten.Sie brauchte viele Jahre um Shivas mächtigen Haarschopf zu passieren und teilte sich dort in sieben Ströme auf. In diesem Mythos tritt Shiva als Erhalter der Welt auf.)



  9. Shivas Gesicht

    Das Gesicht Shivas drückt völlige Gelassenheit und Losgelöstheit von der Entfaltung seiner eigenen Energie und dem Fluss der Zeit aus und durch das verfilzte Haar wird der Betrachter daran erinnert, dass Shri Shiva ein Asket ist. Er trägt als Schmuck eine Schlange und symbolisiert damit die Kontrolle über die Kräfte der Natur. Die Schlange könnte auch als Kreislauf des Lebens und des Todes oder als Symbol für die Überwindung der eigenen egoistischen Natur als Voraussetzung für die Erlangung von Moksha gedeutet werden.



  10. Das dritte Auge

    Das dritte Augeauf der Stirn Shri Shivas, deutet auf die Fähigkeit hin, alles zu sehen. Der Schädel als Krone zeigt, das Shri Shiva den Tod bezwingt und die Mondsichel in seinem verfilzten Haar steht für höchstes Bewusstsein und Erleuchtung.

    Auf der Stirn von Shiva sehen Sie vielleicht sein drittes Auge (Bindi) - Zeichen seiner Göttlichkeit. Darüber sind drei waagerechte Aschestriche (das Zeichen der Shaivaiten).

    Ein Bindi (Hindi: बिंदी, bindī; von Sanskrit: बिनदु, bindu, Tropfen, Punkt) ist ein mitten auf der Stirn zwischen den Augenbrauen aufgemalter Punkt oder ein an dieser Stelle aufgeklebter Schmuck, wo das energetische dritte Auge vermutet wird.

    Die Region zwischen den Augenbrauen, auf welcher der Bindi platziert wird, gilt im hinduistischen Glauben als sechstes Chakra (Stirnchakra wird auch Ajna-Chakra genannt. Ajna = wahrnehmen) und Sitz des geheimen Wissens (Intuition, Weisheit, Erkenntnis, Wahrnehmung, Phantasie, Vorstellungskraft, Selbsterkenntnis).



  11. Ohrringe

    Shri Shiva trägt zwei verschiedene Ohrringe, womit angedeutet wird, dass Er maskuline und feminine Aspekte der Existenz verkörpert. Ein Ohrring stellt eine Kombination zwischen Fisch und Krokodil dar und wird von Männern getragen. Der andere von Frauen getragene Ohrring ist eine einfache Spirale.



  12. Schlange

    Shiva wird meist mit einer Schlange um Handgelenke oder auch um seinen Hals dargestellt. Als Begleiterin von Shiva ist die Schlange ein Fruchtbarkeitssymbol. Sie steht für die kosmische Energie, die Shiva bändigt und für die Menschen - menschlich macht. Die Schlange ist für alle Inder heilig. Als Weltenschlange, als Wasser-götter (Nagas), als Quelle der Fruchtbarkeit gilt die als das Symbol des Lebendigen überhaupt. Die Schlange als Inbegriff des Lebendigen überhaupt wird nicht nur in Indien, sondern in allen Kulturen - außer den großen Religionen des Monotheismus (Juden, Islam und Christentum) verehrt. Joseph Campbell zeigt das sehr schön in seinem Buch "Die Kraft der Mythen."

    Shiva trägt oft eine Schlange gewickelt um seine Oberarme und Hals symbolisiert die Kraft, die er über die tödlichsten Kreaturen hat. Schlangen werden auch verwendet, um dem Hindu Dogma der Reinkarnation zu symbolisieren. Ihre natürliche Prozess mausern oder vergießen ihre Haut ist ein Symbol für die menschlichen Seelen Transmigration der Körper von einem Leben zum anderen.



  13. Shivas Augen

    Shiva wird traditionell mit halb geöffneten Augen dargestellt. Es handelt sich dabei um eine heilige Position. Geschlossene Augen zeigen an, dass sich die Person von der Welt zurückgezogen hat. Geöffnete Augen weisen auf jemanden hin, der voll der Welt zugewendet ist. Die halb geschlossenen Augen bedeuten daher, dass Shivas Bewusstsein im inneren Selbst ruht, während sein Körper in der äußeren Welt aktiv bleibt. Shivas Augen repräsentieren Sonne und Mond.



  14. AUM / OM / ॐ (Symbol im Hintergrund)

    Der Klang steht für den transzendenten Urklang, aus dessen Vibrationen nach hinduistischem Verständnis das gesamte Universum entstand. Es bezeichnet die höchste Gottesvorstellung, das formlose Brahman, die unpersönliche Weltseele. Diese umfasst das Reich der sichtbaren Erscheinungen und das Reich des Transzendenten.
    Om ist das umfassendste und erhabenste Symbol der hinduistischen Metaphysik und wurde zum ersten Mal in den Upanishaden verwendet. Später wurde Om als die Verbindung der drei Klänge a, u und m zum Objekt mystischer Meditation. Unter anderem symbolisiert es die Triade von Vishnu, Shiva und Brahma. Es korrespondiert mit den Zuständen des Wachens, des Träumens, des Tiefschlafs und der tiefsten Ruhe (jagrat: „Wachsein“, swapnat: „Traumphase“ und sushupti: „Tiefschlaf“).

    In allen hinduistischen Religionen gilt es als das heiligste aller Mantren.

    In den indischen Schriften wird die Silbe Om durch ein spezielles Zeichen dargestellt. Das Om-Zeichen in der Devanagari-Schrift (ॐ) wird oft als Symbol des Hinduismus wahrgenommen.



  15. Wind im Haar

    Der gesamte Himmel, einschließlich dem Wind, formt Shivas Haar. Shiva ist Herr des Windes, der den feinstofflichen Atem repräsentiert.



  16. Lotussockel

    Seine Fähigkeit, Schmutz von sich zu weisen, ließ den Lotus in weiten Teilen Asiens zum Sinnbild für Reinheit, Treue, Schöpferkraft und Erleuchtung werden. Das Symbol findet sich sowohl im Hinduismus als auch im Buddhismus, wo die Erleuchteten (Buddhas), insbesondere Siddhartha Gautama, regelmäßig auf einer geöffneten Lotosblüte oder einem Lotusthron stehend oder sitzend dargestellt werden.



  17. Mahakala

    Die alles verschlingende drohenden oben ist Mahakala, "Große Zeit".
    Mahakala (Sanskrit, m., महाकाल, mahākāla, von mahā, „groß“, und kāla, „Zeit“)
    Als ein sicheres Erkennungszeichen, das Mahakala kein Dämon ist, gilt das dritte Auge (Weisheitsauge) mitten auf seiner Stirn. Sein Kopf hat gewöhnlich drei heraustretende Augen mit denen er in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft blickt. Seine Augenbrauen bestehen aus kleinen Flammen und sein Bart hat eine hakenähnliche Form. Die Krone zieren fünf Totenköpfen; sie symbolisieren die fünf Geistesgifte: Gier, Zorn, Unwissenheit, Stolz und Eifersucht.



  18. Rudraksha Perlen

    Shiva trägt heilige Rudraksha Perlen, vielleicht einen Verweis auf seinen früheren Namen Rudra.
    Shiva war ursprünglich bekannt als Rudra, eine kleine Gottheit, die nur dreimal in den Rig-Veda angesprochen wurde. Er gewann an Bedeutung nach Übernahme einiger Merkmale eines früheren Gottes der Fruchtbarkeit und wurde Shiva, Teil der Dreieinigkeit oder Trimurti, mit Vishnu und Brahma.



  19. Mondsichel

    Der sichelförmige Mond in seinen verfilzten Haaren hält Kama, dem Gott der nächtlichen Liebe, lebendig. Durch das Einwachsen und das Abnehmen des Mondes Shiva erstellt verschiedene Jahreszeiten und Leben verjüngt. Mondsichel (Somanatha; Soma = Mond; Nath = Herr; Somnath ist der Herr des Mondes, also Shiva). Die Mondsichel, die Shiva auf seiner Krone, abgesehen davon, dass ein Symbol der Kama die Göttin der nächtlichen Liebe trägt

Shiva als Gangadhar Der heilige Strom Ganga floß ursprünglich als Milchstraße nur im Himmel; über ihre Herabkunft zur Erde, ihre Demütigung durch Shiva, ihre Integrierung in den shivaitischen Götterkreis und ihre Kraft zur Sündenvergebung berichtet folgender Mythos : Sagara, ein König der Sonnen-Dynastie von Ayodhya, hatte 60000 mißratene Söhne. Als er ein Pferdeopfer zelebrieren wollte, stahl der Götterkönig Indera das heilige Roß und band es an der Waldeinsiedelei des Weisen Kapila (eine Inkarnation Agnis) fest. Sagaras Söhne hielten ihn für den Dieb und wollten ihn töten, doch er verbrannte sie durch die Kraft seiner Askese zu Asche. Kapila riet dem verzweifelten König, die Asche seiner Söhne durch die Reinigungskraft der Ganga zu entsühnen und sie damit zu erlösen. So übte Bhagiratha, ein Verwandter des Königs, so lange Askese, bis Ganga versprach, zur Erde herabzukommen, wenn irgendjemand die Gewalt ihrer Wassermassen auffangen könne. Shiva erbot sich Ganga zu bändigen; sie stürzte sich siegessicher herab, um Shiva zu zerschmettern, doch er fing sie mit seinen Haaren auf und leitete sie über die Erde. Die Asche der 60000 Vorfahren Bhagirathas wurde entsühnt.

König Bhagiratha wollte den Ganges vom Himmel zur Erde bringen, um den Seelen seiner verstorbenen Ahnen die Erlösung zu sichern. Dem König stellte sich dabei ein Problem. Die Kraft des machtvollen Ganga -River Goddess Stromes war zu groß, um direkt auf die Erde zu treffen. Der König benötigte eine Zwischenstation, um den Fall von der großen himmlischen Höhe abzumildern. Der König wandte sich an Shiva, der seine Hilfe zusagte. Shiva fing den vom Himmel fallenden Ganges in seinem filzartigen Haar auf und teilte den einen großen Strom in sieben kleinere auf. Diese sieben Ströme lenkte er dann von seinem Haar zur Erde. Der Ganges steht für wahre Selbsterkenntnis. Der gewöhnliche Mensch tut sich schwer, diese Erfahrung des höchsten Zustandes zu verstehen. Große Seelen wie Bhagiratha sind vonnöten, um den Menschen solches Verständnis zu vermitteln. Damit die Menschen jedoch von dem Strom der Erkenntnis profitieren können, muß die Stärke des Flusses bzw. der Erfahrung verkraftbar sein. Der Ganges reinigt alles, was mit ihm in Berührung kommt. Der Träger des Ganges wird zur Personifikation reinigender oder erlösender Eigenschaften.

Die so machtvolle Zeit, die durch den Halbmond dargestellt wird, ist für Shiva nicht mehr als ein Ornament. Mit dem Fluß der Zeit nimmt der Mond ab und zu. Shiva trägt den Mond auf seinem Kopf, was zeigt, daß er Herr über Zeit ist.

Der Nataraja in unseren Herzen Shivas Tanz selbst ist eine Metapher für das Geheimnis des Lebens, denn das Leben lebt vom Lebendigen. Die Hindus glauben, dass der Nataraja in jedem Herzen tanzt. Shivas Tanz repräsentiert also ebenso den Herzschlag eines jeden Menschen und wird auch "Chidamabaram" genannt, was heiliger Raum im Herzen bedeutet.

Shivas Augen sind halb geschlossen. Es handelt sich um eine heilige Position. Geschlossene Augen zeigen an, dass sich die Person von der Welt zurückgezogen hat. Geöffnete Augen weisen auf jemanden hin, der voll und ganz der Welt zugewendet ist. Die halb geschlossenen Augen bedeuten daher, dass Shivas Bewusstsein im inneren Selbst ruht, während sein Körper in der äusseren Welt aktiv bleibt.

Kreis des Feuers stellt den Kosmos und vor allem Bewusstsein. Der feurige Ring rund um Shiva, Prahabhamandala, stellt das Universum mit all seinen Illusion, leiden und Schmerzen. Der äußere Rand ist die Innenkante Feuer das Wasser der Ozeane. Viele Nataraja-Statuen haben mehrere Ebenen von Feuer und Wasser.

Die Cobra um Natarajas Taille ist Kundalini Shakti, die Seele-treibender kosmische-macht alle ansässigen.

Die Göttin des Ganges ist hier angezeigt, nisten in Shivas Dreadlocks. Ursprünglich floss der Fluss Ganges, der in Natarajas Haar fließt im Himmel. Als auf der Erde der himmlische Ganges benötigt wurde, war sie nicht bereit, auf die Erde fallen, weil sie erkannte, dass ihr Fall vom Himmel zu viel für die Erde wäre, zu widerstehen. Shiva als Nataraja vereinbart, die gewalttätige macht der Heilige Ganges fallen brechen von fangen sie in seinen wirren Haaren, bricht der Herbst mit seinen Haaren auf dem Weg in den Himalaya und Nordindien.

Nataraja trägt eine Schlange gewickelt um seine Oberarme und Hals symbolisiert die Kraft, die er über die tödlichsten Kreaturen hat. Schlangen werden auch verwendet, um dem Hindu Dogma der Reinkarnation zu symbolisieren. Ihre natürliche Prozess mausern oder vergießen ihre Haut ist ein Symbol für die menschlichen Seelen Transmigration der Körper von einem Leben zum anderen.
Die Vordere linke Hand ist quer über die Brust in der Gahahasta ("Elephant Trunk")-Pose mit dem Handgelenk herunterhängenden die Finger nach unten in Richtung erhobenen Fuße hingewiesen. Seinen erhobenen linke Fuß gewährt Seligkeit für diejenigen, die sich ihm nähern. Der andere Fuß tritt fest auf den Zwerg der Unwissenheit, so dass die Geburt des Wissens.
Als Kunstwerk ist die Nataraja-Figur sowohl hinsichtlich der Gestaltung als auch bezüglich der Darstellung des Ausgleichs zwischen Bewegung und Ruhe bemerkenswert. Da es aber keine einheitliche Ikonographie zum Nataraja gibt, fallen die Interpretationen häufig recht unterschiedlich aus.


Nataraja at CERN in Geneva, Switzerland

In 2004, a 2m statue of the dancing Shiva was unveiled at CERN, the European Center for Research in Particle Physics in Geneva. The statue, symbolizing Shiva's cosmic dance of creation and destruction, was given to CERN by the Indian government to celebrate the research center's long association with India.

॥ śrīśivānanda laharī ॥

Vers 56 nityāya triguṇātmane purajite kātyāyanīśreyase satyāyādikuṭumbine munimanaḥ pratyakṣacinmūrtaye | māyāsṛṣṭhajagattrayāya sakala āmnāyāntasaṁcāriṇe sāyaṁ tāṇḍavasaṁbhramāya jaṭine seyaṁ natiḥ śaṁbhave || 56


CERN
In 2004, a tall statue of the dancing Shiva was unveiled at CERN, the European Center for Research in Particle Physics in Geneva. CERN is Switzerland’s pre-eminent center of research into energy, the “world’s largest particle physics laboratory” and the place where core technologies of the internet were first conceived.


A special plaque next to the Shiva statue explains the significance of the metaphor of Shiva's cosmic dance with quotations from Fritjof Capra:

“Modern physics has shown that the rhythm of creation and destruction is not only manifest in the turn of the seasons and in the birth and death of all living creatures, but is also the very essence of inorganic matter and for the modern physicists, then, Shiva’s dance is the dance of subatomic matter. Hundreds of years ago, Indian artists created different forms of visual images of dancing Shiva in a beautiful series of bronzes.

In our time, physicists have used the most advanced technology to portray the patterns of the cosmic dance. The metaphor of the cosmic dance thus unifies ancient mythology, religious art and modern physics.”

Hundreds of years ago, Indian artists created visual images of dancing Shivas in a beautiful series of bronzes. In our time, physicists have used the most advanced technology to portray the patterns of the cosmic dance. The metaphor of the cosmic dance thus unifies ancient mythology, religious art and modern physics.

Weiter zur Einleitung

Eine der beeindruckendsten, beliebtesten und bekanntesten Shivadarstellungen in Menschengestalt ist Shiva als Nataraja, den Herrn des Tanzes. Die Nataraja-Figur zeigt die Hindugottheit Shiva beim Ausführen des kosmischen Tanzes (Tandava) und Herrn der Weltbühne. Sein Stier Nandi macht die Musik dazu. Shivas Tandavatanz stellt seine fünf evolutionären Aktivitäten dar: Schöpfung, Erhaltung, Zerstörung, Verkörperung und Befreiung. Schöpfung und Zerstörung, Tod und Leben befinden sich dabei im Gleichgewicht. Der Tod ist wiederum nur die Voraussetzung für neues Leben. Shiva zerstört nur das Welke, was zerstört werden muss, also das Vergängliche. Das Universum ruht nach der Zerstörung und vor dem nächsten Schöpfungszyklus in Shiva. In der einen Hand trägt er die Sanduhrtrommel (Damuru), die die Erschaffung und den rhythmischen Schlag der Zeit symbolisiert. In der anderen Hand hält er das heilige Feuer (Pralayagni), das Emblem für Zerstörung (Pralaya) und Verwandlung. Er entfacht das Feuer der ewigen Zeit. Es brennt 100 Himmelsjahre und zerstört sämtliche Geschöpfe. Am Ende erlöschen Sonne und Mond, und alles ist Finsternis. Mithilfe seines Dreizacks unterwirft er die Herren aller Planeten. Aus Shivas wirrem Haar ergießen sich für weitere 100 Himmelsjahre Sturzbäche, die alles überfluten. Heulende Winde brausen über das mit Wasser überflute Weltall hinweg. Dann folgt die lange ruhige Nacht, die dem nächsten Schöpfungszyklus vorangeht. Mit seinem rechten Fuß tritt Shiva den zwergenhaften Dämon der Unwissenheit, Stumpfheit und Verblendung, Apasmara (wörtlich: „Blindheit“), nieder, der die Menschen an der Befreiung aus dem Samsara („Kreislauf der Wiedergeburten“) hindert. Der linke Fuß ist als Symbol der Erlösung (Moksha) erhoben. Eine dritte Hand Shivas zeigt auf die Hoffnung, die durch den angehobenen Fuß verkörpert wird, und eine vierte Hand ist in segnender Stellung dargestellt. Die ganze Figur wird von einem Flammenbogen (Samsara) umgeben, der die Natur, Prakriti, darstellt, die von der sich darin befindenden Shivafigur zum Leben erweckt wird. Die Dynamik der tanzenden Figur mit ihrem fliegenden Gürtel und den wehenden Locken steht im Kontrast zu dem Ruhe ausstrahlenden Gesicht Shivas und zu seiner zum Segen erhobenen Hand (Mudra). Shiva trägt in einem Ohr einen männlichen, im anderen Ohrring einen weiblichen Ohrring, die sein doppeltes Wesen (ardhanarishvara, „halb Mann, halb Frau“) symbolisieren. In dieser Form ist er Shiva und Parvati zugleich. Der Tanz findet im Chidambaran statt, dem „Zentrum des Universums“, das auch als Herz des Menschen interpretiert wird. Als Kunstwerk ist die Nataraja-Figur sowohl hinsichtlich der Gestaltung als auch bezüglich der Darstellung des Ausgleichs zwischen Bewegung und Ruhe bemerkenswert. Da es aber keine einheitliche Ikonographie zum Nataraja gibt, fallen die Interpretationen häufig recht unterschiedlich aus. Das Feuer wird jedoch allgemein als Symbol der Zerstörung gedeutet. Die bedeutendste Nataraja-Figur steht heute im Tempel von Tamil Nadu. Es gibt verschiedene Tandavas: Wenn Shiva sich an seiner Schöpfung erfreut, nennt man ihn Ananda Tandava. In zerstörerischer Absicht und in gewaltsamer Weise ausgeführt heißt der Tanz Rudra Tandava. Hindus sind sich einig, dass wenn Shiva müde wird und seinen Tanz unterbricht, die Welt zerstört wird. Aber Shiva wird niemals aufhören zu tanzen, daher wird die Welt niemals vollständig zerstört werden. Sein Tanz symbolisiert einen unaufhörlichen Prozess von Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung. Shiva als Nataraja ist der Inbegriff und die Repräsentation des zyklische Zeitverständnisses (Yugas) gläubiger Hindus schlechthin. Shiva soll den Tandavatanz aufgeführt haben, um seinem Zorn und Gram Ausdruck zu verleihen, als seine Frau Sati sich in Dakshas Opferfeuer warf und so ihr Leben gab.